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Barth - Lexikon

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Name des Begriffes: Vineta – die Quellen
Beschreibungen des Begriffes:

Vineta – die Quellen

Die in verschiedenen Varianten überlieferte Vineta-Sage (Vineta, die Sage) stützt sich teilweise auf das – allerdings spärliche – Quellenmaterial. Wir haben keinen Augenzeugenbericht von der Stadt, weder eine sichere Beschreibung ihrer Lage, noch eine solche für ihre Baulichkeiten, ihre Bewohner und ihre innere Verfassung. Dennoch taucht Vineta, teils unter verschiedenen Namen in mehreren mittelalterlichen Quellen auf.
 

Ibrahim ibn Yaqub

Die älteste Erwähnung Vinetas findet sich in einem Bericht des Reisenden Ibrahim ibn Yaqub aus Tortosa. Er weilte um 965 im Auftrag des Kalifen Hakam II. von Cordoba u. a. zu Gast bei Kaiser Otto I. Sein auf den Reisen erstellter Bericht ist teilweise in einem Werk des spanisch-arabischen Geographen Abu Ubayd Abd Allah al-Bakri (1014–1094) überliefert.

Ibrahim schreibt von einem slawischen Stamm, „der das Volk der Ubaba [Unana] genannt wird. … Sie haben eine große Stadt am Weltmeer, die zwölf Tore und einen Hafen hat … Sie haben keinen König und lassen sich von keinem Einzelnen regieren, sondern die Machthaber unter ihnen sind ihre Ältesten.“ Aufgrund verschiedener Überlegungen wird diese Stadt mit Vineta oder Jomsburg identifiziert. Besichtigt hat Ibrahim auf seinen Reisen, die ihn beispielsweise bis nach Magdeburg führten, unsere Gegend nicht.

Literatur:

Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Berlin 1927 (Quellen zur deutschen Volkskunde; 1), S. 14

 

Adam von Bremen

Genauere Angaben macht Adam von Bremen, Bremer Domherr, Leiter der dort. Klosterschule und Chronist. In seiner Hamburgischen Kirchengeschichte („Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum“, um 1075) schreibt er über Vineta/Iumne, Buch 2, Kap. XXII):

„Hinter den Liutizen, die auch Wilzen heißen, trifft man die Oder [Oddara], den reichsten Strom des Slawenlandes. Wo sie an ihrer Mündung die Skythischen Sümpfe bespült, bietet die sehr berühmte Stadt Iumne für Barbaren und Griechen im weiten Umkreise einen vielbesuchten Treffpunkt. Weil man sich zum Preise dieser Stadt allerlei Ungewöhnliches und kam Glaubhaftes erzählt, halte ich es für wünschenswert, einige bemerkenswerte Nachrichten einzuschalten.

Es ist wirklich die größte aller Städten, die Europa birgt. In ihr wohnen Slawen und andere Stämme, Griechen und Barbaren. Auch die Fremden aus Sachsen haben gleiches Niederlassungsrecht erhalten, wenn sie auch während ihres Aufenthaltes ihr Christentum nicht öffentlich bekennen dürfen. Denn noch sind alle [Einwohner] in heidnischem Irrglauben befangen. Abgesehen davon wird man allerdings kaum ein Volk finden können, das in Lebensart und Gastfreiheit ehrenhafter und freundlicher ist. Die Stadt ist angefüllt mit Waren aller Völker des Nordens, nichts Begehrenswertes oder Seltenes fehlt. …

Hier zeigt sich Neptun in dreifacher Art, denn die Insel wird von drei Meeren umspült, eins davon soll von tiefgrünem Aussehen sein, das zweite weißlich, das dritte wogt ununterbrochen wildbewegt von Stürmen.

Von dieser Stadt aus setzt man in kurzer Ruderfahrt nach der Stadt Demmin [Dymin] in der Peenemündung über, wo die Ranen auch wohnen. Von dort kommt man nach Samland, das sich im Besitz der Pruzzen befindet. Die Reiseroute ist so beschaffen, daß man von Hamburg und der Elbe aus über Land in sieben Tagen die Stadt Jumne erreichen kann. Für die Seereise muß man in Schleswig oder Oldenburg zu Schiff gehen, um nach Jumne zu gelangen. Von dieser Stadt aus kommt man in 14 Tagen Segelfahrt nach Nowgorod in Rußland [Ruzzia].“

Auch Adam hat Vineta nicht selbst besucht, doch entwickelt er seine Schilderungen der Gegenden, die er nicht aus eigenem Erleben kannte, in der Regel nach vertrauenswürdigen Gewährsleuten. Mit ihm ist die Lage Vinetas mit der Mündung der Oder verbunden. Die Verbindung Vinetas mit Barth beruht auf Studien, die einen mittelalterlichen Verlauf der Oder weiter westlich nahelegen.

Literatur:

Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte, hrsg. von Bernhard Schmeidler. Hannover; Leipzig 1917, S. 79f. [lateinischer Text mit deutscher Übersetzung]


Helmold von Bosau

Helmold, Geistlicher in Bosau am Plöner See, verfasste seine Slawenchronik zwischen 1163 und 1171. Sein Text zu Vineta ist im Wesentlichen ein Auszug aus der etwa 100 Jahre älteren Hamburgischen Kirchengeschichte des Adam von Bremen. Bemerkenswert ist jedoch, dass er von Vineta bereits in der Vergangenheit schreibt:

„Diese so wohlbegüterte Stadt soll ein König der Dänen, mit einer sehr großen Flotte heransegelnd, von Grund aus zerstört haben. Noch jetzt sind von jener alten Stadt Überreste vorhanden.“ (Buch 1, Kap. 2, „De civitate Vinneta“)

Auch Helmold hat also Vineta nicht selbst besucht, sondern stützt sich auf Berichte. Auch ist ihm das Jahr der Zerstörung und der Name des betreffenden dänischen Königs nicht bekannt.

Literatur:

Helmold: Chronica Slavorum. Hannover 1937 (Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum) [lateinischer Text]; Helmold: Chronik der Slaven. Hrsg. von Alexander Heine. Kettwig 1990 [deutsche Übersetzung]


Weitere kurze Erwähnungen in der älteren Literatur sollen übergangen werden. Verwiesen sei lediglich noch auf die große Pommernkarte Eilhard Lubins von 1618. Auf ihr ist „Wineta“ vor Koserow/Damerow auf Usedom eingetragen mit dem Vermerk, der Zerstörung der Stadt, „Wineta urbs“.

Sprache des Begriffs (2 Zeichen ISO Code): de
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