Autorin des Textes zu „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“.
Die Dichterin wurde als Johanna Daatz am 20. Dezember 1876 in Barth geboren. Drei Jahre später heiratete ein Müllermeister aus Zingst die ledige Mutter und ließ den Namen des Mädchens ändern, die nun Martha Grählert hieß. Die junge Martha wuchs in Zingst in der Lindenstraße 7 auf (das Haus wurde 1990 abgerissen).
War schon die uneheliche Geburt ungewöhnlich, so auch der weitere Lebensweg. Martha Grählert besuchte das Lehrerseminar in Franzburg, war Hauslehrerin und schrieb nebenher Gedichte. Im Jahre 1898 zog sie nach Berlin und arbeitete als Redakteurin des „Deutschen Familienblattes“. Im Jahre 1904 heiratete sie den Agrarwissenschaftler Max Müller. Als der 1911 eine Gastprofessur in Japan bekam, ging auch sie bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges in das ferne Land. 1925 im Herbst kehrte sie nach Zingst zurück nachdem ihre Ehe zerbrach. Martha Müller-Grählert lebte bis zu ihremTod in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen.
In Berlin schrieb Martha Müller-Grählert hoch- und plattdeutsche Gedichte. Dort erschienen auch 1907 in ihrem Gedichtband „Schelmenstücke. Plattdütsche Gedichte“ (Berlin: Eigenverlag) die „Ostseewellen“ als „Mine Heimat“. Bald begannen diese Zeilen um die Welt zu gehen: Ein wandernder Glasergeselle aus Flensburg fand das Gedicht als Nachdruck in den „Meggendorfer Blättern“ und trug es nach Zürich. Simon Krannig aus Lauchröden bei Eisenach, Schreiner sowie Dirigent und Komponist eines Züricher Gesangvereins ließ es ins Hochdeutsche übersetzen und schrieb dazu eine Melodie. So wurde das Gedicht ein Lied, erstmals in dieser Gestalt 1909 in Braunschweig gedruckt. Zunächst kam es in die Gegend von Flensburg zurück und wurde bald auf den friesischen Inseln und im Hamburger Rundfunk gesungen und gespielt, wann immer ein Heimatlied in niederdeutscher Sprache gefragt war - dann jedoch mit „Nordseewellen“.
Auf Helgoland gab es bald eine eigene Version in „Halluner“ und es gelang der große Sprung nach Ostpreußen, wo aus den Ostseewellen „des Haffes Wellen“ wurden, die an den Strand ziehen und aus den Möwen Elch und Kranich.
Weitere Fassungen entstanden in Westfalen und in den Dolomiten in latinischer Sprache, wo die Eingangszeile lautet: „Wo die Wiesen sind mit Blumen übersät“.
Weiterhin gibt es eine schwedische Version, eine in Holland, in England, Italien, Spanien, Frankreich, das Lied kam bis nach Australien, Kanada, Brasilien und Afrika.
Erst nach langen Prozessen gelang es dem Soltauer Verleger Friedrich Fischer-Friesenhausen, dem die Dichterin und der Komponist 1934 die Rechte an Text und Musik übertrugen, das Urheberrecht im Jahr 1936 zu erlangen. Für Martha Müller-Grählert war das zu spät. Bevor sie daraus einen Nutzen ziehen konnte, starb sie um Mitternacht vom 18. zum 19. November 1939 arm und einsam in einem Altersheim in Franzburg. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Zingst, in der Nähe ihrer geliebten Ostseewellen.
Lit.:
Krüger, Manfred [u.a.]: Wo die Ostseewellen trecken an den Strand... Hrsg. Rat der Gemeinde Zingst und Fachgruppe Heimatgeschichte Zingst im Kulturbund der DDR (Zingster Heimathefte; 2). Zingst 1984
Martha Müller-Grählert: Mine Heimat. Plattdeutsche und hochdeutsche Gedichte und Geschichten. Hrsg. Manfred Krüger. Leipzig 2001
Weiteres finden Sie auch hier: Persönlichkeiten der Barther Stadtgeschichte
Barth - Lexikon
- Name des Begriffes: Martha Müller-Grählert, 20.12.1876 Barth, 19.11.1939
- Beschreibungen des Begriffes:
Martha Müller-Grählert, 20.12.1876 Barth, 19.11.1939
- Sprache des Begriffs (2 Zeichen ISO Code): de
- Saal
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- Schill, Ferdinand v. (6. Jan. 1776, Gut Wilmsdorf b. Dresden – 31. Mai 1809, Stralsund)
- Schlechtemühl, Schlichtemühl
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- Seitner, Andreas, 2. Hälfte 16. Jh.
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