Der Papenhof in Barth gehört zu den ältesten erhaltenen Profanbauten der Region zwischen Rostock und Stralsund. Das jetzige Gebäude ist nachweislich im ausgehenden Mittelalter, um 1490, als ein 6 m breites und 22 m langes zweigeschossiges Giebelhaus für eine Priestergemeinschaft, der Kaland-Bruderschaft, entstanden. Es wurde auf einem der größten Grundstücke in der Altstadt, direkt hinter der Kirche, dem Rathaus und dem Marktplatz freistehend errichtet. Allein dies signalisiert eine besondere rechtliche Stellung der Eigentümer.
Mit dem Papenhof ist das einzige gut erhaltene Haus der Kaland-Bruderschaft in Mecklenburg und Vorpommern erhalten geblieben. Das unterstreicht seine hohe und über die Lokal- und Regi-onalgeschichte hinausweisende Bedeutung für die Landesgeschichte und für den Vergleich die-ses Gebäudetyps im bundesdeutschen Kontext.
Die erste urkundliche Erwähnung des Hauses der Barther Priesterbruderschaft findet sich bereits in einem Testament aus dem Jahr 1388. Während der europäischen Reformationszeit im Jahr 1521 wurde der Papenhof stark umgebaut. Die Traufwände (d. h. die Längswände) wurden er-setzt, und auf der Ostseite entstand gleichzeitig ein hoher Dielenraum. In dieser Diele dürften die Barther Kirchen-Synoden des 16. Jahrhunderts stattgefunden haben, die auch zu der Bezeichnung „Synodal-Haus“ führten.
Im Jahre 1585 geht der Papenhof aus dem Besitz Herzog Bogislaws XIII. in das Eigentum seines Amtshauptmannes Joachim Steding über, der es zu einem repräsentativen Wohngebäude im Stil der Renaissance – passend zum Herzogsschloss und zum Rathaus – umbauen und deutlich erwei-tern ließ. Auf diese Weise entstand unter Einbeziehung des Kalandhauses ein in seiner Grundflä-che fast verdoppelter Bau von 12 m Breite und 22 m Länge. Die Gebäudeteile wurden unter ei-nem neuen Dachwerk vereinigt und erhielten Giebeldreiecke aus Fachwerk. Im alten Haupthaus wurde eine große saalartige Diele mit Galerie auf der Nordseite eingerichtet, und es entstanden mehrere Kamine. Besonders für diese Ausstattungsphase ist die zugehörige farbliche Gestaltung von Wänden und Decken vielfach erhalten oder nachweisbar. Die neu geschaffene Nordfassade des Hauses dürfte zu den wichtigsten Zeugnissen für renaissancezeitliche Fachwerkarchitektur in Vorpommern zählen. Gleichzeitig ist der so veränderte Papenhof eines der wenigen erhaltenen baulichen Zeugnisse der Barther Herzogszeit und gibt einen plastischen Eindruck von der Wohnkultur des 16. Jahrhunderts im Umfeld des pommerschen Herzogshofes.
Die späte Herzogszeit war ein Gipfelpunkt der Stadtgeschichte, u. a. mit der Begründung der Fürstlichen Druckerei, des Schlossumbaus und der Blüte in Handel und Handwerk.
Nach den Wirren der Nordischen Kriege, kurz nach 1700, erfolgte der letzte wesentliche und in die Struktur des Hauses eingreifende Umbau. Die renaissancezeitlichen Fachwerkgiebel wurden abgebrochen und durch das noch erhaltene Walmdach ersetzt. Die hohe Diele wurde in mehreren Bauabschnitten in zwei Geschosse unterteilt, um mehr Räumlichkeiten zu schaffen.
In den 1830er Jahren, der hohen Zeit der Barther Segelschifffahrt, wurde die Ausstattung noch-mals zeitgemäß modernisiert. Die heutige Treppenanlage entstand, und einige Räume wurden durch breite Doppelflügeltüren saalartig miteinander verbunden. Diese Arbeiten sind Zeugnis des gestiegenen Repräsentationsbedürfnisses des damaligen Hauseigentümers, des Bürgermeisters und Stadtchronisten Friedrich Oom.
Bis in die Zeit um 1989 waren im Papenhof mehrere Wohnungen eingerichtet, wodurch ein be-friedigender Bauzustand erreicht wurde. Nach dem Leerzug des Gebäudes setzte ein starker Verfall von Teilen der Bausubstanz ein.
In der zurückliegenden dreijährigen Sicherungs- und Bauforschungsphase konnten einzigartige Raumfassungen gesichert und erstmals Originalfragmente eines Renaissancefensters im Land Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen werden. Für die Datierung einzelner Bauteile waren dendrochronologische Untersuchungen (Untersuchungen der Jahresringe an Holzbalken) von großer Wichtigkeit.
Die vollständige Sanierung und der Umbau zum städtischen Museum ist von der Stadtvertretung 2014 beschlossen worden. Ein moderner Anbau an den Papenhof sowie die Verbindung mit der benachbarten ehemaligen Reuterschule wird eine breite Nutzung für Kultur- und Bildungsveran-staltungen ermöglichen und das historische Haus in eine moderne und zukunftsorientierte Nut-zung integrieren. Gemeinsam mit weiteren bedeutenden Gebäuden der Stadt Barth, der Marien-bibliothek mit ihrer alten Kirchenbibliothek, dem Dammtor und dem Adligen Fräuleinstift, soll der Papenhof zu einer „Barther Kulturmeile“ zusammenwachsen. Eine belebte Kulturmeile ist Anliegen und Ziel eines städtebaulichen Verbundes, der netzwerkartig die Zeugnisse der Ver-gangenheit mit den Einrichtungen und Erfordernissen der Gegenwart verbindet und neue Perspektiven eröffnen möchte.
Der Papenhof dokumentiert über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren spätmittelalterlichen Geisteslebens, höfisches Leben im Rahmen der pommerschen Residenzstadt und städtisches Wohnen abseits der großen Hansestädte an der Ostseeküste. Diese drei wesentlichen Epochen, die der Papenhof selbst deutliche wiederspiegelt, sollen künftig in einem städtischen Museum erlebbar gestaltet werden. Ein Haus mit Geschichte, das seine Geschichte im Ostseeraum erzählt.
Das Haus wird künftig zentraler Kreuzungspunkt der „Kulturmeile“ und eine Heimatstatt für Geschichts- und Gegenwartsauseinandersetzung sein.
Barth - Lexikon
- Name des Begriffes: Der „Papenhof“ in Barth
- Beschreibungen des Begriffes:
Der „Papenhof“ in Barth
- Sprache des Begriffs (2 Zeichen ISO Code): de
- Damgarten
- Dammtor
- Danckwardt, Joachim Gottfried (8.6.1759 Barth – 9.1.1834 Franzburg)
- Denkmale
- Der „Papenhof“ in Barth
- Der „Vorpommer“
- Die „Kochmützen“ sind eine Schülerfirma an der Barther Förderschule „Jan Amos Komenski“.
- Die Hanse
- Dierling, Nikolaus (um 1735, Bartelshagen b. Barth – 3. August 1801, Damgarten)
- Divitz
- Divitz-Spoldershagen
- Donnerkeil
- Douzette, Louis (25. September 1834, Tribsees – 21. Februar 1925, Barth)