1. Das historische Rathaus
Bis 1871 stand das Rathaus der Stadt Barth an der Westseite des Marktplatzes vor der Marienkirche. Es entstand in vier Bauphasen, von denen sich die ältesten nur archäologisch durch die Ausgrabung der Kellerräume bestimmen lassen. Das erste Rathaus ist der Zeit 1275 bis 1300 zuzurechnen. Archäologisch ist der gemauerte und gepflasterte Keller mit den Innenmaßen 4,3 x 4 m nachweisbar. Die oberirdischen Geschosse waren ausgedehnter, lassen sich jedoch nicht genauer bestimmen. Die ersten Quellenbelege für das Rathaus finden sich im Stadtbuch von 1376 als „teatrum“ und 1398 als „domus consulatus“, was der Bezeichnung der Ratsherren als Consuln und des Bürgermeisters als „Proconsul“ entspricht.
Bild: Ansicht des Alten Rathauses von der Langen Straße um 1870
Eine beträchtliche Erweiterung erfolgte zwischen 1400 und 1450, als in südl. Richtung (zur Langen Str.) ein etwa 5 m breiter und 10 m langer Kellerraum entstand. Auch hier ist festzustellen, daß die oberen Geschosse breiter als die Kellerräume waren. In der 2. H. des 15. Jh. erlangte das Rathaus seine endgültigen Dimensionen von 13 x 30 m, was mit Sicherheit zu einem völligen Neubau in spätgotischen Formen führte. Vermutlich aus dem 17. Jh. ist die Rathaustoilette nachweisbar.
Im 17. und 18. Jh. wurde das Gebäude immer wieder verändert, um schließlich 1654 seine Form mit den barocken Nord- und Südgiebeln zu erhalten, später jedoch immer wieder mehr oder weniger stark umgebaut.
Seit der Mitte des 19. Jh. machten sich immer stärkere Bauschäden bemerkbar, besonders nach einem Blitzschlag 1847. Das Gebäude war im Okt. 1870 geräumt und der Abriß eingeleitet, der im März des Folgejahres begann. Die Stadtbehörden zogen in das „ehemals Kaufm. Fäcksche Wohnhaus in der Langenstr.“ – heute das Gebäude des Vineta-Museums. An dessen Straßenfront wurde das Stadtwappen von 1728 eingemauert, das sich über dem Portal des alten Rathauses befand.
Der historische Marktplatz büßte damit seine Funktion für das Gemeinwesen ein, was nachhaltig die Struktur des alten Stadtkerns veränderte. Mitte der 20er Jahre des 20. Jh. wurde ein Neubau des Rathauses auf dem Markt angeregt. Dazu kam es jedoch nicht. Im Zusammenhang mit der Verlagerung der Kreisverwaltung von Franzburg nach Barth entstand das heutige Rathaus.
Der Grundriß des historischen Rathauses ist im Boden vor der Häuserfront an der Westseite des Markplatzes markiert.
2. Das heutige Rathaus.
Im Jahre 1925 wurde der Sitz der Kreisbehörde Franzburg-Barth von Franzburg nach Barth verlegt. Daraus ergab sich die Notwendigkeit der Errichtung eines Kreishauses, des heutigen Rathauses.
Bild: Das Barther Rathaus, Ansicht von Nordwesten
Das Rathaus wurde 1926 nach Plänen des Berliner Architekten Walter Brandt (der auch den Wasserturm in der Sundischen Str. entwarf) in den Formen der norddeutschen Backsteingotik errichtet. Es ist über einem hohen Kellergeschoß ein zweigeschossiges Gebäude mit rechteckigen Dachgauben. Rechts und links von einem als Eingang gestalteten, bis auf die Höhe des Dachfirstes geführten, vertikal gegliederten Mittelrisalit erstreckt sich der Bau über jeweils fünf Fensterachsen. Die Giebelflächen sind als vertikal gegliederte Stufengiebel gestaltet. An der Südostecke wird der Bau rechtwinklig in Verlängerung des Giebels weitergeführt.
Der Bau steht in der Tradition der regionalen Baukunst der Backsteingotik und fügt sich sehr gut in das Landschafts- und Kulturbild der Stadt ein.
Das Gebäude wurde als Amtssitz des Landrates des Kreises Franzburg-Barth errichtet, dessen Dienstwohnung sich in einem Seitenflügel befand. Seit 1946 ist es Sitz der Stadtverwaltung, vorübergehend auch als städtische Poliklinik genutzt, seit 2005 zudem Sitz des Amtes Barth.
Lit.: Konze, Marlies: Archäologische Spurensuche in Barth. In: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte. Hrsg. von Jörg Scheffelke und Gerd Garber. Schwerin 2005, S. 63–70
Barth - Lexikon
- name of the term: Barth, Rathaus
- descriptions of the term:
Barth, Rathaus
- Language of the term (2 char ISO code): de
-
Media Files:
- Wackenitz, Philipina Luise von (19. März 1696 – 1778, Anklam)
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