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Was war das Stalag Luft I ?

2. Weltkrieg, in Barth entstand im Jahre 1940 das erste permanente Kriegsgefangenenlager für Angehörige der westalliierten Luftstreitkräfte. Es wurde von der Deutschen Luftwaffe verwaltet.

Seine Bezeichnungen wechselten von:  F „Kriegsgefangenen- Mannschafts- Stammlager“ (Stalag) Barth 2 (Pommern), F „Kriegsgefangenenlager Barth/Vogelsang“ F „Stalag Luft 2“ F „Luftstalag II F „Lager Luft I Barth, zu  F Stalag Luft I Barth ab dem 1.10.1942 Der Lagerkomplex befand sich in unmittelbarer Nähe der im Jahre 1939 eröffneten Flakartillerieschule, ca. 3 km vom Fliegerhorst Barth und einem grossen Munitionswerk entfernt. Dies stellte eine eklatante Verletzung des Genfer Abkommens über die Behandlung von Kriegsgefangenen aus dem Jahre 1929 dar. Darin heisst es im Abschnitt 2, Artikel 9:  „Kein Kriegsgefangener darf jemals in ein Gelände zurückgebracht werden, wo er dem Feuer des Kampfgebietes ausgesetzt sein würde, oder dazu verwendet werden, durch seine Anwesenheit bestimmte Punkte oder Gegenden vor Beschießung zu schützen“. Dieser Bruch des internationalen Rechts bewahrte die Kreisstadt Barth, die sich von 1935 an zu einem wichtigen Garnisons- und Rüstungsstandort entwickelt hatte, vor der Bombardierung. 

Die erste Gruppe von Offizieren und Unteroffizieren der Royal Air Force traf am 7. Juli 1940 im Lager ein. Im April 1942 wurden sämtliche 800 Insassen in das neu errichtete Stalag Luft III nach Sagan/ Schlesien überführt. Von Oktober 1942 bis November 1943 nahm Stalag Luft I nur Unteroffiziere auf, die im November 1943 in das Stalag Luft IV nach Heydekrug/Ostpreußen überstellt wurden. Von Oktober 1943 bis Mai 1945 besaß Stalag Luft I den Status eines Kriegsgefangenenlagers für Offiziere der alliierten Luftstreitkräfte. Im Verlaufe des Luftkrieges über Mitteleuropa wuchs die Belegungsstärke sprunghaft an, so dass sich im Januar 1945 in den vier Teillagern 5.906 Kriegsgefangene befanden. Ab Januar 1945 erfolgte die Evakuierung der Kriegsgefangenen aus den östlich gelegenen Lagern, wie Heydekrug und Groß-Tychow (Stalag Luft VI). Infolgedessen war Stalag Luft I im April 1945 mit mehr als 9000 Kriegsgefangenen total überfüllt. 

Unter den Angehörigen der Royal Air Force befanden sich auch Freiwillige aus verschiedenen, von den Deutschen okkupierten Ländern, wie: Polen, der Tschechoslowakei, Belgien, Frankreich, Norwegen, Griechenland und Jugoslawien. Auch die Länder des damaligen britischen Commonwealt, wie Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika kämpften mit ihren Luftstreitkräften an der Seite Großbritaniens und der USA. 

Sowjetische Kriegsgefangene mussten im Stalag Luft I die schmutzigsten und schwersten Arbeiten verrichten. Obwohl sie wie ihre westalliierten Verbündeten meistens Offiziere der Luftstreitkräfte waren, wurden sie gemäß der nationalsozialistischen „Rassenideologie“ als „bolschewistische Untermenschen“ behandelt. Sie kamen nicht in den Genuss der Paketsendungen des Internationalen Roten Kreuzes, standen nicht in der Obhut der IMCA oder der Schweizer Schutzmacht, die regelmäßig die Kriegsgefangenenlager inspizierte.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Barth am 2. Mai 1945 liegt ihr späteres Schicksal im Dunkeln. Vermutlich landeten viele in Stalins Gulags, da sie für ihn Vaterlandsverräter waren. 

Die westalliierten Gefangenen übernahmen am 1. Mai 1945 das Lager Stalag Luft I in Selbstverwaltung, nachdem die Deutschen vor der anrückenden Roten Armee in der Nacht vom 30. April 1945 zum 1. Mai fluchtartig die Stadt in Richtung Westen verlassen hatten. Nach langwierigen Verhandlungen der Westalliierten mit der sowjetischen Führung erfolgte schließlich am 12./13. und 14. Mai 1945 vom Fliegerhorst Barth aus die Evakuierung der 8.498 Insassen des Stalag Luft I Barth mit Flugzeugen der 8. US Air Force. Hunderte Kriegsgefangene hatten sich inzwischen selbst auf den Weg nach Westen begeben. 

Stalag Luft I beendete seine Existenz am 14. Mai 1945. Der sowjetische Geheimdienst NKWD nutzte danach das Lager für mehrere Monate als Filtrations- und Überprüfungslager für sowjetische Bürger, die als Freiwillige oder Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen bzw. als Kriegsgefangene für Nazideutschland arbeiten mussten. Es wurden bis auf eine Übersichtskarte derartiger „Repartrierungslager“ in der SBZ, die für die Stadt Barth zwei Lager ausweist, bisher keine weiteren Informationen in russischen Archiven gefunden. 

Helga Radau

The Story of Stalag in English
The Story of Stalag in English

Prisoners of War

A collection of stories, photos, art and information on Stalag Luft I

 

Musik im Stalag

Wichtig für die Kriegsgefangenen des Stalag Luft I waren kulturelle und sportliche Betätigungen zur Stärkung von Körper und Geist nach dem Motto "Mens sana in corpore sano".

Die YMCA lieferte neben Büchern, Sportequipment, Bibeln, Malutensilien, Plattenspielern auch eine Vielzahl an Musikinstrumenten und Theaterrequisiten. Es gab eine Theatergruppe, die aus Amateuren und profilierten Schauspielern bestand, wie z. B. der später sehr renommierte britische Schauspieler Donald Pleasance.

Radtour vom KZ Mahnmal zum Stalag Luft 1

Gedenktour
Radtour vom KZ Mahnmal zum Stalag Luft 1

Diese Tour führt Sie vom KZ Mahnmal in der Chausseestraße (Ortsausgang Richtung Löbnitz) zur Gedenkstätte des Stalag Luft I am Fuchsberg Barth. Achtung: teilweise unebenes Gelände und Straßenverkehr.

Ständige Ausstellung „12 von 750 Jahren"

DOK Barth - Barth im Nationalsozialismus 1933 – 1945

mappin

DOK Barth

Hier finden Sie die ständige Ausstellung „12 von 750 Jahren. Barth im Nationalsozialismus 1933 – 1945. Sie wurde am 1. Mai 2006 u. a. mit der Teilnahme ehemaliger Häftlinge und Kriegsgefangener, deren Kindern und Enkeln aus vielen europäischen Ländern, den USA, Kanada, Russland, Israel, der Ukraine eröffnet. Seitdem besuchten Gäste der Stadt, Schüler, Studenten, Reisegruppen und Interessierte aus fast allen Kontinenten vor allem aber die Barther selbst die Präsentation.
„12 von 750 Jahren. Barth im Nationalsozialismus 1933 - 1945"Der Titel dieser Ausstellung löste vielschichtige Reaktionen und Kommentare aus.- "Ist das nötig?- "Lasst doch die Geschichte endlich ruhen!“"Muss man die Feiern zum 750. Jubiläum der Stadt...