Nach starken Bombardements der Rostocker Heinkel-Flugzeugwerke und massiver Zerstörungen wurde die weitere Produktion des Werkes dezentralisiert. Eine der größten Filialen entstand auf dem Barther Fliegerhorst. Die dortigen Arbeiter wurden nach und nach durch billige Arbeitskräfte ersetzt, zunächst durch Zwangsarbeiter, bald schon durch KZ-Häftlinge.
Die ersten KZ-Häftlinge kamen am 9. November 1943 aus Buchenwald in Barth an, weitere Häftlingstransporte kamen vor allem aus den KZ Dachau, Ravensbrück, Neuengamme und Sachsenhausen. Die ersten Häftlinge überlebten nicht einmal den Transport in Güterwagen. Das Lager war durch dreifachen, mit Starkstrom geladenen Stacheldraht umzäunt, von SS-Mannschaften bewacht. Nach später gesammelten Augenzeugenberichten waren die Insassen des Barther KZ (Außenlager Barth), die an der Herstellung von Flugzeugteilen arbeiten mußten, besonders schwerer Mißhandlungen durch die Bewacher - Männer und Frauen – ausgesetzt, abgesehen davon, daß durch ständige Unterernährung, Überarbeitung und Schikanen das Leben ohne Unterbrechung bedroht war. Die gestorbenen und ermordeten Häftlinge wurden teils nach Rostock ins Krematorium geschickt, teils in Massengräbern in der Nähe des Lagers in Barth verscharrt. Eines dieser Gräber mit 113 Leichen wurde 1963 am Barther Galgenberg entdeckt.
Die Zahl der KZ-Häftlinge in Barth wird auf etwa 7000 geschätzt. Sie kamen aus 20 Nationen, unter ihnen waren ebenso politische Häftlinge, wie Juden, Sinti und Roma und Homosexuelle. Angesichts des Vorrückens der Roten Armee räumte die SS am 30. April 1945 das Lager. Die männlichen Häftlinge wurden auf einen Marsch über Löbnitz, Kronsberg, Saal und Damgarten geschickt. Die Frauen marschierten durch Ribnitz, wo ihre Bewacher flohen. Die sich im Ort verteilenden Frauen wurden von der Hitlerjugend auf dem Markt zusammengetrieben, wo nur durch den mutigen Einsatz von Einwohnern der Stadt ihre Erschießung verhindert werden konnte. Das Lager wurde am 2. Mai durch Truppeneinheiten der Roten Armee befreit. Britische und amerikanische Mediziner des Kriegsgefangenenlagers Stalag Luft I in Barth halfen bei der Versorgung der zurückgebliebenen, entkräfteten und erkranken Häftlinge.
Eine kleine Gedenkstätte wurde bereits im Jahre 1945 eingerichtet. Hier wurden 56 Gefangene bestattet, die bei der Befreiung tot aufgefunden wurden, bzw. kurz danach starben. Nach der Entdeckung eines Massengrabes mit 113 Häftlingen am Barther Galgenberg entstand im Jahre 1963 in der August-Bebel-Str. ein Ehrenmal für die Toten. Am 8. Mai 1966 (dem jährlich begangenen „Tag der Befreiung) wurde in der Nähe des einstigen KZ-Lagers und des Heinkel-Werkes an der Chausseestraße eine Gedenkstätte mit Reliefs des DDR-Bildhauers Jo Jastram (1928-2011) eingeweiht. Es besteht an der Straße aus einer schlichten Betonmauer, im Zentrum der Anlage aus einem aus roten Dreiecken, dem Kennzeichen der KZ-Häftlinge zuammengesetzten Turm, drei vier metallenen Reliefplatten mit künstlerisch verarbeiteten Szenen des Lebens und Sterbens der Häftlinge sowie acht Bodenplatten mit einer mehrsprachigen Inschrift „Hier ruhen 180 von den im KZ für die Profitinteressen des Heinkelkonzerns zu Tode gequälten 2000 Antifaschisten aus 18 europäischen Nationen 1943-1945 ihr Tod ist uns Verpflichtung“. In den Jahren 2000 bis 2003 wurden diese durch sechs Stelen mit Informationen ergänzt.
Lit.: Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zwischen Warnow und Barthe. Rostock 1998 (Schriften der Geschichtswerkstatt Toitenwinkel; 5); mit ausführlichen Erlebnisberichten aus dem KZ Barth Engelmann, Elke; Radau, Helga: Hinter Stacheldraht. In: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte. Hrsg. von Jörg Scheffelke und Gerd Garber. Schwerin 2005, S. 143-150
KZ Barth:
Turm der Gedenkstätte
Reliefplatte von Jo Jastram
Barth - Lexikon
- Name des Begriffes: Konzentrationslager Barth
- Beschreibungen des Begriffes:
Konzentrationslager Barth
- Sprache des Begriffs (2 Zeichen ISO Code): de
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