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Barth - Lexikon

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Name des Begriffes: Bestattungskultur
Beschreibungen des Begriffes:

Bestattungskultur

Die Formen des Totengedenkens entsprachen in zeitlicher Differenzierung der sozialen Zugehörigkeit der Toten. Für Angehörige des höheren und niederen Adels sowie der städtischen Oberschicht, bes. den Patronen wurden in den Kirchenräumen teils aufwendige Epitaphien oder Votivbilder errichtet (letztere auch für die Geistlichkeit) oder es wurden mehr oder weniger aufwendig gestaltete Grabplatten in den Kirchboden eingelassen (letztere später oft aufgenommen und an den Wänden aufgestellt). Die Gestaltung dieser Platten reicht von einfachen Ritzungen mit dem Namen oder der Hausmarke bis zu aufwendigen künstlerischen Arbeiten mit figürlichen Darstellungen, langen Inschriften und Wappen (z.B. Barth).

Die Friedhöfe befanden sich anfangs als Kirchhöfe direkt angrenzend an der Kirche. In den Städten wurden die Bestattungsplätze später außerhalb des bebauten Siedlungsraums angelegt. Begüterte Familien errichteten sich in den Kirchen oder auf den Friedhöfen Familiengräber als Gruften (z.B. Lüdershagen), separate Baulichkeiten (z.B. Niepars, Schlemmin) oder in größeren Kirchen als Grabkapellen (z.B. Stralsund). Vielfach wurden teilweise künstlerisch bedeutende Epitaphien (an einer Wand befestigte Grabdenkmale) aus Holz oder Stein errichtet (z.B. Flemendorf, Groß Mohrdorf, Kenz, Ribnitz/Klosterkirche).

Sehr zahlreich sind in den Kirchen die Bildnisse verstorbener Pastoren sowie Tafeln mit den Namen der Gefallenen des Krieges 1870/71 und beider Weltkriege. Letztere stehen auch außerhalb der Kirche als Denkmale und Mahnmale (z.B. Saal, Barth).

Besonders hervorzuheben ist die lebensgroße Figur von Herzog Barnim VI. (gest. 1405) sowie dessen Epitaph (1603) in der Kirche von Kenz.

Die einfachen Grabmäler waren zunächst aus dem gut verfügbaren und preiswerten Holz gestaltet, seit dem 18. Jh. mehr und mehr aus Stein oder Eisen, ohne jedoch die Holzkreuze für die unteren Schichten der Städte und Dörfer zu verdrängen.

Auf vielen Friedhöfen finden sich noch heute Grabstelen und schmiedeeiserne Grabdenkmäler aus dem 17.-20. Jh., teils aus konservatorischen Gründen in die Kirchenräume umgesetzt (z.B. Prerow, Saal, Schlemmin). Sie tragen nicht nur christliche Symbole wie Kreuze, Engel, Sanduhren/Stundenglas (letzteres als Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit und der Nichtigkeit des irdischen Daseins), sondern auch verschränkte Hände als Symbol ehelicher Treue sowie Getreidegarben oder Anker und Schiff als Symbole der Standeszugehörigkeit. Die Kapitänsgrabsteine mit maritimer Symbolik sind eine Besonderheit der Bestattungskultur im Ostseeraum.

Bild: Kapitänsgrabstein an der Prerower Kirche

Sprache des Begriffs (2 Zeichen ISO Code): de
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