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Barth - Lexikon

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name of the term: Marstaller, Martin (31. Januar 1561, Braunschweig – 2. Juli 1615, Stettin)
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Marstaller, Martin (31. Januar 1561, Braunschweig – 2. Juli 1615, Stettin)

Martin Marstaller war Erzieher der Söhne des Herzogs Bogislaw XIII. in Barth sowie Fürstlicher Rat bei Bogislaw XIII. und Philipp II. in Barth und Stettin.

Martin Marstaller, geboren in Braunschweig, entstammt einer alten, im Breisgau ansässigen Familie. Sein Vater, Dr. med. Gervasius Marstaller (geb. um 1520, gest. 1578), war Leibarzt der Herzöge von Braunschweig und Anhalt, Professor für Medizin in Jena sowie schließlich in Celle tätig. Seine Mutter, Dorothea Treutger (oder Trutiger, vgl. S. Göbel, „Epitalamion in nuptias“, 1555), stammt aus Halle a. d. Saale, starb jedoch als ihr Sohn Martin sieben Jahre alt war. Die Ehe wurde 1555 in Wittenberg geschlossen. Möglicherweise ging er eine zweite Ehe mit Benigna Gentzel von Berneck ein (1552–1604). Gervasius Marstaller trat zum Protestantismus über. Er wurde am 17. Oktober 1537 an der Universität Freiburg i.B. als „Gervasius Marstaler de Neuburg“ immatrikuliert.

In der Schrift „Ein kurtzer bericht, auch Leichpredigt“ (1566) wird Gervasius Marstaller Dr. med. und Physicus des Fürsten von Anhalt genannt, in „De vita et obitu … Bernhardi, Principis Anhaltini” (1570) „Medicus Luneburgensis et Anhaltini“ sowie in „Kurtzer und einfeltiger Bericht“ (1576) „der Arzney Doctor und Fürstlicher Luneburgischer Medicus zu Zell“.

Martin Marstaller hatte, soweit wir wissen, drei Brüder. Der ältere, Gervasius Marstaller jr., war herzoglicher Leibarzt in Stettin. Der zweite, Dr. jur. Protasius Marstaller (gest. 1614), wirkte als Pommerscher, später Mecklenburger Rat und war mit Anna Schütze (Schütte, 1584–1639), der Tochter eines Ratsherren aus Güstrow verheiratet. Beiden fügt Martin Marstaller in je einer 1591 in Barth gedruckten Schrift eine Widmung bei. Anläßlich der Eheschließung des Protasius im Jahre 1601 läßt er in Barth eine kleine Gratulationsschrift erscheinen. Der dritte, Wilhelm Marstaller, war Doktor beider Rechte und herzoglicher Rat. Von ihm haben wir nur aus einer kleinen Gedenkschrift, „Epicedia“ (1615), aus Anlaß seines Todes Kenntnis. Er starb 1615 in Stettin.

Seit seinem 14. Lebensjahr besuchte Martin Marstaller die Schule in Braunschweig, studierte dann zunächst in Jena und wurde am 27. Februar 1580 an der Universität Helmstedt als Student der Medizin immatrikuliert. Studienabschlüsse oder akademische Grade ließen sich bislang nicht nachweisen. Bei allen Nennungen als Autor werden nur seine fürstlichen Titel bei Bogislaw bzw. Philipp genannt sowie der des Kaiserlichen Pfalzgrafen, jedoch niemals ein akademischer Titel. Der von Bülow genannte Titel eines Dr. jur. beruht wohl auf einem Irrtum, zumal als Fachstudium in Helmstedt die Medizin genannt wurde.

Nach Cramer kam Martin Marstaller durch seinen Bruder Gervasius nach Pommern, der in Verbindung mit Clara von Braunschweig und Lüneburg stand, die 1572 die Ehe mit Bogislaw XIII. schloß. Am 19. August 1585 trat Martin Marstaller als Prinzenerzieher in den Dienst des Herzogs Bogislaw XIII. und widmete sich besonders dessen ältestem Sohn, dem späteren Herzog Philipp II. Er nahm großen Einfluß auf dessen Bildung und Erziehung und förderte sein Interesse an Kunst, Wissenschaft und Kultur. Er begleitete den jungen Prinzen auf Reisen, so 1590 nach Dänemark sowie ab 1595 auf einer längeren Reise durch Italien, Frankreich und die Schweiz. Ohne Zweifel ist es Marstaller zu verdanken, daß Philipp später Stettin als die einem Renaissancefürsten würdige Residenz mit Bibliothek und Kunstsammlung ausbaute.

Im Jahre 1601 ernannte Bogislaw Marstaller zu seinem Rat. Nach der Übersiedlung nach Stettin im Jahre 1603 übertrug ihm Bogislaw die Verwaltung des Amtes Lauenburg in Pommern (Lebork, Polen), doch blieb Marstaller vorwiegend am Stettiner Hof.

Nach dem Tod Bogislaws im Jahre 1606 und der Übernahme der Regentschaft durch Philipp II. in Stettin nahm ihn Philipp in seinen Dienst und bestellte seinen ehemaligen Lehrer zu seinem Kammerrat. Im Jahre 1610 erhob ihn Kaiser Rudolf II. in den Stand eines Pfalzgrafen (vgl. Cramer 1610). 1613 erlangte er das Diakonat der Marienkirche Stettin.

Marstaller war seit 1604 mit Margaretha Grabow, der Witwe des Heinrich Fürst verheiratet. Eine Gratulationsschrift zu diesem Ereignis war der letzte bekannte Druck der Barther Druckerei. Der Ehe entsprangen drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, wobei Martin jr. und Philipp Christian bereits vor dem Vater verstarben. Nach Cramer starb Marstaller am 2. Juli, morgens um 2 Uhr. Er wurde am 7. Juli in der Stettiner Marienkirche bestattet, ob sein Grab noch erhalten ist, konnte nicht ermittelt werden.

Marstaller ist für die Zeit um 1600 eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der pommerschen Kulturgeschichte. Er nahm am Hof Bogislaws XIII., zunächst in Barth, dann in Stettin und schließlich bei Philipp II. in Stettin eine herausragende Stellung ein. Zunächst vor allem als Prinzenerzieher, eine offenbar sehr erfolgreich ausgeübte Tätigkeit, setzte er sich in Barth in besonderer Weise für die Entwicklung der dortigen Fürstlichen Druckerei ein, als deren spiritus rector er angesehen werden kann. Sicherlich nahm er auch Einfluß auf das gesamte Konzept des Herzogs zur Entwicklung seiner Residenzstadt Barth und der Ausgestaltung der vom Herzog begründeten Stadt Franzburg.

Marstaller verfaßte eine Reihe kleinerer Schriften, die meisten Gelegenheitsschriften anläßlich fürstlicher Hochzeiten und Geburten, verfaßte zudem Vorworte und Widmungstexte für weitere Drucke. Auch wenn sein Anteil am Erscheinen der Drucke nicht immer klar zu definieren ist, kann mit großer Sicherheit auch aus seinen kleinen Widmungstexten auf eine intensive Tätigkeit als Herausgeber und Aufseher über die Druckerei geschlossen werden. So darf angenommen werden, daß ganz wesentlich seinem Einfluß die hohe Qualität der Barther Drucke zu verdanken ist sowie das Bemühen, durch die Herausgabe klassischer Schriften der Druckerei auch eine Orientierung auf Themen der Renaissance zu geben.

Darüber hinaus ist Marstallers Stammbaum der pommerschen Herzöge zu nennen, „Genealogia oder Stammbaum des Hochlöblichen alten Fürstlichen Hauses Stetin Pommern“, ein großformatiger, aus mehreren Folioblättern zusammengefügter Druck, der 1593 in Barth erschien und auch für die darin enthaltenen Stadtansichten für die Geschichte Barths von großer Bedeutung ist.

Anm.: In der bisherigen Literatur sind große Unsicherheiten hinsichtlich der Biographie Marstallers zu verzeichnen. Sichere Angaben finden sich jedoch in der hier erstmals herangezogenen Leichpredigt für Marstaller von D. Cramer 1615, dem offenbar authentische Zeugnisse zur Verfügung standen sowie in weiteren, hier erstmals ausgewerteten, zeitgenössischen Schriften.

Literatur:
Cramer, Daniel: Dn. Martino Marstallero, Illustrißimi Principis Philippi II. Pomeranorum Ducis, Consiliario intimo: Comiti Palatino: Rudolpho II. Stettin: Joachim Rhete, 1610. 4°, 6 Bl.

Cramer, Daniel: Christliche Predigt/ Bey dem Begrebnuß des weyland Gestrengen Ehrnvesten vnd Hochgelarten H. Martini Marstallers Fürstl. Stettinischen Cammerraths/ Comitis Palatini, vnd des Stiffts zu S. Marien Capitularn. Welcher mit herrlichem Volckreichen vnd ansehnlichen Comitat/ von Acht Fürstlichen/ auch andern Gräfflichen vnd Herrn Stands Personen/ auch zu der zeit in offenen Landtag anwesenden Praelaten vnd vielen von der Ritterschafft/ Stätten/ vnd Fürstlichen vfficierern/ b[e]gleitet Vnnd in der Stiffts Kirchen zu S. Marien in Alten Stettin/ den 7. Julij/ zur erden bestettiget ist: Gehalten vnd publicieret, Durch Danielem Cramerum der Heiligen Schrifft Doctorem/ pastroren gedachter Kirchen/ vnd Professorn des F. Paedagogij daselbst. Stettin: Rhetische Druckerei von Johann Christoph Lantrachtiger, 1615. 4°, 20 Bl.; darin Widmungsschriften von Ludovicus Hollonius, Bl. (:)1–(:)2 und Martin Kietzmann, pastor Scholvinensis (Scholwin; Skolwin, Polen), Bl. (:)2

Göbel, Severin: Epitalamion in nuptias clarissimi viri domini Gervasii Marstalleri Brisgoi, Philosophiae ac Medicinae Doctoris, et honestißimae virginis Dorotheae Trutigerae Hallensis. Wittenberg 1555

Ein kurtzer bericht, auch Leichpredigt, und Epicoedion, von Absterben der Durchlauchten Hochgebornen Fürstin und Frauen, Frauen Catharina. Schmalkalden 1566

De vita et obitu illustrissimi et christianissimi principis ac domini, Domini Bernhardi, Principis Anhaltini. Wittenberg 1570

Kurtzer und einfeltiger Bericht wie man soviel Gott gefällig sich für der grawsamen und schrecklichen Pestilentz bewaren muge. Ültzen 1576

Marstaller, Martin: Strenae, pro dominis et amicis in aula Bardensi, ineunte Anno M.D.XCI. Barth: Fürstl. Druckerei, 1591
„Ad Gervasium Marstallerum Germanum fratrem, Medicum Ducalem” (Bl. 2)

Marstaller, Martin: Cognatos in Brisgoia epistolae, Epistolae, Nundinis Hyemalibus Argentoratum missae. Barth: Fürstl. Druckerei, 1591
Brief an Protasius Marstaller (Bl. A 4b)

Marstaller, Martin: Genealogia oder Stammbaum des Hochloblichen alten Furstlichen Hauses Stettin/ Pommern/ aus Glaubwirdigen Schrifftlichen [Vrkunden] vnd alten CHRONICIS/ Von Fünffhundert Jharen her/ bis auffs itzo lauffende M.D.XCIII. Jahr/ in einer Vnerloschenen Lynea Auffgefurt/ so viel sichs leiden wollen / mitt den vornemsten rebus gestis etzlicher Herren dieses Stams am rande erkleret/ vnd Allen jtziger zeit durch Gottes gnad beym leben erhaltenen/ Hertzogen zu Stettin Pommern/ semptlich vnd sonder S. G. F. und H./ zu Ehren vnd unterthenigem gefallen, Also erstmals in den Druck Verfertiget Durch Martinum Marstallerum/ Philips des andern H. zu Stettin Pommern Praeceptorem. Barth: Fürstl. Druckerei, 1593. 122 x 89 cm

Marstaller, Martin: Connubialia Protasio G. F. G. N. Marstallero, lCto. consiliario Megapolitano et Annae N. F. N. N. Schuttenae, virgini patriciae Gustrouiensi, sponsis sacra. Unanimitas concordiae: Concordia felicitates mater. Barth: Fürstliche Druckerei, 1601

Epicedia in improvisum, ast pium obitum Clarißmi et Consultißimi Viri Dn. Wilhelmi Marstalleri U. J. D. nec non Jllustriss: Principis ac Domini, Dn. Uldarici, Ducis Stetinensis Pomeraniae &c. Consiliarij dignissimi, qui 23. Septembr: intra 2. et 3tiam pomeridianam piè in Christo, non sine maximo amicorum luctu obdormivit. Scripta condolentiae ergo à cognatis & amicis. Stettin o.J. [1615]

Witte, Henning: Diarium Biographicum, vol. 2. Riga 1691, S. 19

Woken, Franz: Schediasmatum decas qua exhibentur … Collectio nominum ultra centum eruditorum. Leipzig 1724, S. 9

Vanselow, Amandus Karl: Gelehrtes Pommern oder alphabetische Verzeichniß einiger in Pommern gebohrnen Gelehrten. Stargard 1728, S. 67f.

Zedler: Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Band 19. Halle a. d. Saale; Leipzig 1739, Sp. 1776

Bülow, Gottfried v.: Martin Marstaller. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 20. Leipzig 1884, S. 446–447

Album Academiae Helmstadiensis, Abt. 1, bearb. von Paul Zimmermann. Hannover 1926 (Historische Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen / Veröff.; 9,1,1,1), S. 26

Language of the term (2 char ISO code): de
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